Kurse:
Die Kurse sind von der Anzahl der Studenten her viel angenehmer als in Deutschland. In einem meiner Econ Kurse waren wir zu 8. Das würde man in Deutschland nie finden. Ich habe mir auch sagen lassen, dass die Mikroökonomie Vorlesung ca. 30 Studenten hatte dieses Semester. 30?!?! Alle die in Kassel schon mal im Hörsaal 1 die MASSEN an Studenten gesehen hat, die in die Mikro Vorlesung wollten, der weiß, dass 30 Leute purer Luxus ist. Dadurch dass die Klassen so klein sind, hat man auch ein viel engeres Verhältnis zu seinem Professor. Meine Profs wussten nach einer Woche die Namen der Teilnehmer.
Das Niveau ist schwer zu vergleichen und es kommt auch darauf an, welches Level man nimmt (100 leicht, 400 schwer). Es ist nur einfach viel mehr zu tun als in Deutschland. Mann muss wöchentlich Hausaufgaben machen und meistens auch abgeben, man schreibt mindestens 1 Mid-Term, wenn nicht sogar zwei. Und natürlich Gruppenarbeit, etc. Man muss von Anfang an am Ball bleiben und jedes Kapitel lesen, sonst hat man echte Probleme das aufzuholen!
Uni:
Die Uni finde ich persönlich sehr schnuckelig. Die Größe – 5000 Studenten – finde ich optimal! Kleiner Campus, alles übersichtlich, genauso wie ich das gerne habe. Die Cafeteria ist leider ein Graus! Jeden Tag das gleiche Essen und ich drücke für zukünftige Studenten die Daumen, dass bald eine neue Firma für den Cafeteria Betrieb eingestellt wird. Oh, und falls jemand wirklich nach Parkside geht: liebe Grüße an Monica, die Cheeseburger Lady :-)
Wohnen und Essen:
Die Pike River Suites sind im Fall Semester 2009 fertiggestellt worden und ich war die Erste, die dort eingezogen ist ;-) Es ist wirklich toll, in einem brandneuen Gebäude zu wohnen. Allerdings gibt es auch so seine Mängel. Für 140 Leute gibt es eine Küche im Erdgeschoß. Es hat zwar jedes Abteil eine Kitchenette, aber da gibt es nur eine Mikrowelle und ein Waschbecken. Deshalb würde ich eher empfehlen, in den University Apartments zu wohnen. Die sind zwar schon älter und nicht so luxuriös, aber man hat seine eigene Küche, die man nur mit seinen Mitbewohnern (pro Wohnung 6 Leute) teilen muss. Ganz normales WG Leben eben. Die Ranger Hall würde ich nicht empfehlen. Man hat mir gesagt, dass man angeblich das Badezimmer mit dem ganzen Flur, d.h. 17 Leuten teilen muss......äh nee.....das ist nicht schön :-( Wenn man sich dann für eine housing Möglichkeit entschieden hat, muss man auch einen meal plan kaufen. Da ich keinen Bock hatte, ständig runter in die Küche zu laufen (und außerdem konnte man erst Mitte November dort kochen, weil vorher noch keine Töpfe, etc dort waren), habe ich meinen meal plan komplett aufgebraucht, nachdem ich sogar nochmal 10 Dollar draufladen musste. Ich hatte den niedrigsten meal plan, d.h. wenn man in den Suites wohnt und nicht so oft bzw gar nicht kochen kann, dann eher den mittleren Plan für 1045 Dollar nehmen. Wenn man in den Apartments wohnt und kochen kann, dann reicht der kleinste meal plan für 940 Dollar. Ihr müsst bedenken, dass sich dieser Betrag aus einer general fee (ca. 500 Dollar) und dem eigentlichen meal plan zusammensetzt. Also hat man lediglich „nur“ ca. 475 Dollar zum Essen. Und das Essen in der Cafeteria ist nicht gerade billig! Man muss mit meal plan zwar nur die Hälfte zahlen, aber schon das ist meiner Meinung nach zu viel.
Wenn man sich aber für die Pike River Suites entscheidet, dann unbedingt fürs Global Village bewerben!!!! Man muss zwar 100 Dollar mehr zahlen, dafür wird man aber auch extra gut behandelt! Wir hatten eine Halloween- und Weihnachtsfeier, haben einen Weihnachtsbaum bekommen und haben jeden Monat etwas gemeinsam unternommen. Das machen die anderen „Abteile“ in den Suites nicht. Und Karina als RA ist einfach super!!! (sie wird den Job zwar nur noch im spring semester 2010 machen aber X hat sich für den Job beworben und ich drücke ihm ganz fest die Daumen, dass er genommen wird). Das Global Village ist wirklich super und im Nachhinein das Beste, was mir hier passiert ist!
Lage:
Ja, also, das ist wohl das schwierigste Thema. Wenn ihr meinen Blog gelesen habt, dann habt ihr meinen leicht ärgerlichen Unterton sicher lesen können. Ich bin von der Lage der Uni überhaupt nicht begeistert. Parkside liegt wirklich ZWISCHEN Kenosha und Racine und ist von einem Wald bzw Park umgeben (ahaaaaa....daher der Name Parkside, haha). Für Naturliebhaber also perfekt, für jemanden der was vom amerikanischen Leben mitbekommen möchte, eher nicht. Ich persönlich fand es schwer, vom Campus weg zukommen, Natürlich hat man nach ein paar Tagen ein paar Leute mit Auto kennen gelernt, aber ständig zu fragen ist einfach bescheuert und ist gar nicht mein Ding. Es gibt jedoch einen Bus, d.h. man kommt abends zwar nach Kenosha ins Zentrum, aber nach einem Drink spät am Abend dann nicht mehr zurück zum Campus und Taxis sind hier super teuer. Ich war in den ganzen 4 Monaten nicht einmal irgendwo abends was trinken. Traurig! Parkside liegt zwar am See, aber der ist leider nicht in walking distance :-( Also auch hier, ohne Auto ist man aufgeschmissen. Ansonsten sind Kenosha und Racine keine besonderen Städte. Es gibt jetzt spontan nichts, was dort sehenswert wäre. Es sind einfach zwei ganz normale amerikanische Städte.
Fazit:
Jetzt kommt also die ultimative Wahrheit. Würde ich Parkside empfehlen? Aaaaalso:
Ja, für Studenten, die schon einmal in den USA und in einer Stadt studiert haben und wissen, was Unabhängigkeit (d.h. Bus fahren in einer Stadt) ist und den American way of life schon erfahren haben.
Nein für Studenten die zum ersten mal in den USA sind. Man kommt einfach so schwer vom Campus weg und ich kann jetzt beide Situationen vergleichen. Ich habe vor 3 Jahren in einer Stadt studiert und es war der Hammer! In Parkside kann man eben nicht mal alleine zu Target oder TJ Maxx fahren und einfach nur shoppen, weil die Person die einen fährt ja immer dabei ist. Das ist einfach störend! Ich bin der Meinung, dass man die amerikanische Kultur und den American way of life hier nicht so gut erlebt wie in einer Stadt. Deshalb: für alle die zum ersten Mal in die USA wollen: versucht nach Milwaukee oder Madison – also richtige Städte zu kommen. Ich finde das Hessen-Wisconsin Programm großartig, da man so viel Unterstützung bekommt. Und ich bin dankbar, dass ich nach Parkside kommen durfte. Wenn ich tatsächlich nach Amherst gekommen wäre, dann hätte ich Luke, X, Bri, Florine, Karina, Jenna und Helina nie kennengelernt und das wäre super schade!
Bei diesem Abschlusswort belasse ich es jetzt. Ich hatte eine tolle Zeit und bin wirklich dankbar für jeden Tag! Ich liebe dieses Land und bin einfach nur dankbar, dass ich noch einmal die Chance hatte, dort zu studieren, DANKE!
Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: jessy-in-the-woods@gmx.de
Alles Gute und viel Spaß in Parkside :-)